Aus der Perspektive sich gesund fühlender Menschen erscheint die Psychiatrie und Psychotherapie zumeist als eine Art Sammelstelle psychischer Defizite und bedauerlicher Schicksale. Die „natürlichen Reflexe“ in unserem modernen, auf Effizienz und Funktionieren ausgerichteten Leben sind Distanzierung und Verdrängung. Die Bedrohung wird als „Krankheit“ klassifiziert und zur Behandlung an Ärzte und Heilanstalten abgegeben. Verkannt wird dabei, dass seelisches Leiden untrennbar und charakteristisch mit menschlichem Leben auf dieser Erde verbunden ist und dass die Grenze zur behandlungsbedürftigen Störung oder Krankheit häufig gar nicht sicher zu ziehen ist. Vieles, was gesund aussieht, ist dies aus anderer Betrachtung keineswegs. Und umgekehrt können psychische Symptome auch „gesunde“ Reaktion auf schädliche Umgebungsfaktoren sein, wenn Möglichkeiten zur Veränderung nicht gegeben sind.
Es fällt in erster Linie den Betroffenen selber, daneben auch ihren Angehörigen und den Helfern die Aufgabe zu, seelisches Leiden zu verstehen und nach Wegen der Heilung zu suchen. Auf dem Weg dieser Auseinandersetzung entsteht nicht selten eine spezielle Kunst und Literatur, die einen ganz eigenen kulturellen und künstlerischen Beitrag leistet und die Gesellschaft zumindest mit einem Teil ihrer abgespaltenen Wahrheiten wieder vervollständigt, vielleicht sogar versöhnt.
Auf den folgenden Seiten bietet „Psychiatriegespräch“ Raum für Ausstellungen und Literatur von Betroffenen:
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