Der Verlauf von Depressionen ist individuell sehr verschieden! Depressionen verlaufen in Phasen. Im statistischen Mittel durchlebt jeder Depressive vier Phasen in seinem Leben. Nach Keller und Boland (1998) Zwischen zwei Phasen besteht meist Beschwerdefreiheit. Die Zykluslänge (depressive Phase plus beschwerefreie Phase) liegt im Median bei 4-5 Jahren und verkürzt sich in der Regel mit höherem Lebensalter und mit steigender Anzahl von Rezidiven (Keller und Boland 1998) . Zur Prognose von Depressionen lässt sich sagen: Nur 66% der Patienten sind nach 6 monatiger Verlaufsdauer der Depression bereits symptomfrei („remittiert“), etwa 70% im Laufe eines Jahres (Angst 1986, Keller et al 1992). Nach 2 Jahren sind etwa 80% der Patienten von der Depression befreit und nach 5 Jahren ca 85%. Das heisst, die Depression ist eine schwere Erkrankung, die 6 – 24 Monate und weit darüber hinaus andauern kann. Innerhalb von 2 Jahren nach Ausheilung erleiden ca 40% der monopolar depressiv Erkrankten ein Rezidiv, nach 5 Jahren 60% und nach 10 Jahren 80%! (Keller und Boland 1998) Bei 15 – 30% der Depressionen erfolgt ein chronischer Verlauf, eine „Chronifizierung“. Das Risiko einer Chronifizierung steigt mit der Dauer der depressiven Phase, wenn diese 2 Jahre überschritten hat. In 12% der Fälle bildet sich im Verlauf eine bipolare Störung (manisch-depressive Erkrankung) aus.Depressionen sind oft mit psychosozialen Behinderungen (eingeschränkte/aufgehobene Arbeitsfähigkeit, geringere Belastbarkeit, Familienzerrüttung etc..) belastet. Diese steigen mit der Zahl der Krankheitsphasen. Andererseits verlaufen Depressionen in sozial schwächeren und ärmeren Bevölkerungsschichten länger und schwerer.Auch nach vollständiger Rückbildung der depressiven Symptomatik bleiben noch über einen Zeitraum von bis zu 2 Jahren(!!) z.T. erhebliche Defizite im sozialen Bereich (Sexualität, Partnerschaft, Freizeitverhalten, Genussfähigkeit) bestehen, die sich nur ganz allmählich zurückbilden.Depressive Menschen erkranken überzufällig häufig an diversen körperlichen Erkrankungen, insbesondere am metabolischen Syndrom mit Herz-/Kreislauferkrankungen, arteriosklerotischen Gefässschädigungen in der Peripherie, im Herzen und im Hirn, ferner an Asthma bronchiale, Diabetes mellitus, Infektionen und Krebs. Die Lebenserwartung ist durch diese Zusatzerkrankungen zusätzlich verkürzt. Eine besondere Problematik stellt das Suizidrisiko dar. Mehr als 30% der Suizide ereignen sich in den ersten 6 Monaten nach stationärer Behandlung.Rezidivprophylaxe:
Rezidive werden am besten vermieden, indem
- der psychosoziale Stress so weit wie möglich reduziert wirddas soziale Umfeld in die nachstationäre Phase miteinbezogen wird (v.a. eine stabile partnerschaftliche Situation wirkt heilungsfördernd!)
- die Ausbildung eines Substanzmissbrauchs verhindert wird
Risikofaktoren für Rezidive :
Als besondere Risikofaktoren für ein Rezidiv (erneute depressive Phase) sind zu werten
- Bestehen vorheriger depressiver Phasen (oder manischer oder hypomanischer Episoden) Hohe Anzahl früherer Phasendouble-depression (Dysthymie plus depressive Episode) höheres Lebensalterweibliches GeschlechtKomorbiditätdas Bestehen einer neurotischen Persönlichkeitsstruktur, einer manifesten Persönlichkeitsstörung oder einer Angststörungeine auch unter Therapie verbleibende Restsymptomatik
- eine depressive Erkrankung bei Verwandten 1. Grades
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