Psychopharmaka - Psychopharmakotherapie

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Psychopharmaka und Psychopharmakotherapie in der Psychiatrie Teil II

Psychopharmakotherapie psychischer Störungen inkl. psychiatrischer Notfälle

Psychopharmakotherapie im Alter

Vorbemerkungen:

Medikamente:

Antikonvulsiva/Phasenprophylaktika:

Neuroleptika:

Anxiolytika und Hypnotika

Antidementiva:

 

Merke: Die Lewy-Body-Demenz weist eine besondere Vulnerabilität gegenüber Neuroleptika auf!!!

 

Pharmakotherapie bei Nierenfunktionsstörungen:

 

 

Pharmakotherapie bei Leberfunktionsstörungen:

 

Bemerkungen zu Psychopharmakotherapie in der Schwangerschaft und Stillzeit

Merke: nahezu alle Psychopharmaka sind plazentagängig und gehen in die Muttermilch über

Merke: besonders heikel ist eine Behandlung mit Psychopharmaka im 1. Trimenon

Merke: der Gynäkologe oder Pädiater sollte in die Pharmakotherapie einer Schwangeren miteinbezogen werden

Merke: folgende Problemkomplexe:

 

Antidepressiva:

Phasenprophylaktika:

 

Neuroleptika:

 

Benziodiazepine:

 

Elektrokrampftherapie:

Sicherheit für Schwangere und Fetus ist gegeben

 

Synopsis der Therapie psychiatrischer Notfälle

 

Symptome

Komplikationen

Therapie

Psychiatrische Notfälle

 

 

 

Zentrales anticholinerges Syndrom

Desorientiertheit, Halluzinationen, psychomotorische Unruhe (=Delir)

 

Hyperthermie, heisse, trockene Haut, Flush, Tachykardie,  schwere Obstipation, Ileus, Harnverhalt, Mydriasis (=peripheres anticholinerges Syndrom)

Potentiell lebensbedrohlich

 

Krampfanfälle

 

Herzrhythmus-störungen

 

RR-Abfall

 

Elektrolytent-gleisungen

 

Paralytischer Ileus

Absetzen der anticholinergen Substanzen (Clozapin, trizyklische NL)

 

Bei Persistenz oder schwerer Ausprägung:

2-4 mg Physostigmin i.m. oder langsam i.v., IPS mit Monitoring!

 

In leichteren Fällen symptomatische Behandlung

 

 

 

 

Zentrales Serotoninsyndrom

Trias aus:

- Fieber

- Neuro-muskulären Symptomen (Hyper-rigidität, Hyper-reflexie, Myokloni, Tremor)

- Psychopatho-logische Auffällig-keiten (delirähnliche Symptome)

 

Auch internistische Symptomatik (Erbrechen, Diarrhö)

Potentiell lebensbedrohlich

 

Krampfanfälle

 

Herzrhythmus-störungen

 

Koma

 

Multiorganversagen

Absetzen der serotonergen Medikation (SSRI, TZA, MAOH, 5-HT-Agonisten) reicht in 90% d. Fälle aus!

 

Ansonsten IPS!

 

 

 

 

Malignes neuroleptisches Syndrom

Extrapyramidale Störungen:

- Rigor

- Akinese

- Evt. Dys- und Hyperkinesien

Fluktuierende Bewusstseins-störungen bis zum Koma

 

Autonome Funktionsstörungen:

- Tachykardie

- Hypertonus

- Tachy- bzw. Dyspnoe

- Hautblässe oder -rötung

- Hyper-salivation

- Hyperhidrosis

- Harnin-kontinenz

 

Labor:

- erhöhte CH-Werte

- oft auch Transaminasen-Anstieg

- Leukozytose

- Metabolische Azidose

Potentiell lebensbedrohlich

 

Myoglobinämie bzw. -urie mit drohenden renalen Komplikationen (Rhabdomyolyse)

Absetzen der Neuroleptika

 

Kühlung

 

(parenterale) Flüssigkeitszufuhr

 

IPS und Monitoring ist Pflicht!!!

 

Prinzip der Weiterbehandlung:

- Dantrolen (Dantamacrin CH/D)

- Alternativ: Amantadin-Infusionen (PK-Merz CH/D)

 

 

 

 

Akut-psychiatrische Syndrome

 

 

 

Psychomotorische Erregungszustände

 

 

 

Erregung bei Schizophrenie

 

 

Haldol +

- Lorazepam, Diazepam

- Ggf. nieder-potente NL

 

 

 

 

Erregung und Aggressivität bei Manie  

 

 

Wie Schizophrenie

 

 

 

 

Weniger akute Manien

 

 

Valproinsäure, möglichst frühzeitig beginnen

 

 

 

 

Agitierte Depressionen

 

 

Antidepressiva Basistherapie + Lorazepam, Diazepam

 

 

 

 

Ängstliche Erregungszustände

 

 

Diazepam oder Lorazepam

 

 

 

 

Symptomatische Psychosen bei körperlichen Allgemein-erkrankungen bzw. akuten organisch bedingten Störungen

 

 

Haldol, kausale Therapie

 

 

 

 

Erregung bei geriatrischen Patienten und bei chronischen organisch bedingten Störungen

 

 

Haldol, Melperon, ggf. kausale Therapie

 

 

 

 

Alkoholrausch  

 

 

Haldol

 

 

 

 

Akute Intoxikationen bzw. Rausch nach psychotropen Pharmaka

 

 

Haldol

 

 

 

 

Horrortrip

 

 

Diazepam

 

 

 

 

Delirante Syndrome

 

 

 

Alkoholentzugsdelir  

 

 

Sofortiger Entzug

Therapie mit Clomethiazol (Distraneurin), alternativ mit Diazepam

Ggf. + Haldol

 

 

 

 

Delir bei Drogen-bzw. Medikamenten-entzug

 

 

Sukzessiver Entzug der verwendeten Substanz (z.B. Clomethiazol, Barbiturate, Benzodiazepine) über Wochen

Bei Opiaten: sofortiger Entzug

 

 

 

 

Delir bei Rauschmitteln

 

 

Sofortiger Entzug

Therapie mit Benzodiazepinen,

bei Psychose + Haldol

 

 

 

 

Delir bei therapeutischer Anwendung zentralwirksamer Pharmaka (z.B. AD, NL, Anticholinergika)

 

 

Sofortiges Absetzen oder starke Reduktion entsprechend Schweregrad des Delirs

Ggf. zusätzlich Clomethiazol

 

 

 

 

Delir bei schweren Allgemeinkrankheiten:

- Infektions-krankheiten

- Vergiftungen

- Stoffwechsel-krankheiten

- Kreislauf-störungen

- Elektrolyt-störungen

- Exsikkose

- Akute hirnor-ganische Störung

 

 

Behandlung der Grunderkrankung

Ggf. + Melperon

Bei Psychose + Haldol

 

 

 

 

Bewusstseinsstörungen

 

 

 

Quantitative Bewusstseins-störungen

 

 

Psychopharmaka sind kontraindiziert!

 

 

 

 

Qualitative Bewusst-seinsstörungen

 

 

Dämmerzustände oder Verwirrtheits-zustände:

- bei aggressivem oder erregtem Verhalten --> Haldol

- ansonsten möglichst kausale Therapie

 

 

 

 

Stuporöse Zustände

 

 

 

Bei katatoner Schizophrenie

- psycho-motorische Hemmung (Flexibilitas cerea)

- Bewusstseins-klarheit!!! Keine Amnesie!!!

- Häufig Blick-kontakt

- Möglicher plpötzlicher Umschlag in katatone Erregung

 

Entwicklung einer perniziösen Katatonie

 

Cave: wichtigste DD: malignes neuroleptisches Syndrom!!!

Dann: gegensätzliche Therapie

In dieser Reihenfolge:

- Lorazepam (Temesta CH, Tavor D)

- Haldol 5-10mg p.o. oder i.v.

Bei perniziöser Katatonie zusätzlich

- Kühlung

- Volumen-substitution

- Ggf. IPS

- Ggf. EKT

 

 

 

 

Gehemmte Depression  

- Antriebs-hemmung

- Psychomo-torische Verlang-samung

- Fehlende affektive Modulations-fähigkeit

- Negativismus

- Pseudodemenz

- Blickkontakt!

- Unauffällige neurologische und Labor-diagnostik

- Kein Autismus, nichts Bizarres!

Cave: Suizidalität!

Stationäre antidepressive Einstellung

Adjuvant Benzodiazepine

 

 

 

 

Organisch bedingter Stupor

Stupor + internistische oder neurologische Befunde

 

Haldol 5-10mg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anhang

Noch einige allgemeine Ergänzungen und Besonderheiten zur Psychopharmakotherapie

Angststörungen:

"Grundsätzlich sind Antidepressiva und Benzodiazepine den Neuroleptika zur Behandlung von Angststörungen vorzuziehen, weil auch niedrige Dosierungen typischer Neuroleptika zu EPMS führen können"

Vorübergehender Einsatz von niederpotenten, sedierenden Neuroleptika (Pipamperon) bei bestehenden KI gegen Benzodiazepine möglich.

Die Gabe hochpotenter, nicht oder kaum sedierender Neuroleptika wie Fluspirilen, Flupentixol oder Fluphenazin als sogenannte "Minor-Tranquilizer" sollte auch in geringer Dosis vermieden werden wegen der Gefahr von EPMS und Spätdyskinesien!!!

 

Schlafstörungen/Hypnotika:

Beurteilung der Non-Benzodiazepin-Hypnotika Zaleplon (Sonata D), Zolpidem (Stilnox CH/D) und Zopiclon (Imovane CH/Ximovan D):

Flurazepam (Dalmadorm CH/D) ist ein hochwirksames, weil lang wirkendes Hypnotikum, welches aber wegen ausgesprochener Kumulationsgefahr und Risiko für Hang-Over-Effekte nur eingeschränkt empfehlenswert ist!!!

Flurazepam ist ein Prodrug und hat drei aktive Metaboliten. Der Metabolit "Desalkylflurazepam" wird erst mittelschnell freigesetzt und hat eine HWZ von 40-250 Stunden!!!

 

Wichtige Interaktionen von Psychopharmaka in Stichworten

Merke: Fluoxetin (Fluctine CH/Fluctin D) und Fluvoxamin (Floxyfral CH/Fevarin D) sind häufige Inhibitoren von Cytochrom P450- Isoenzymen

 

Merke: i.d. Regel werden Psychopharmaka über mehrere Isoenzyme abgebaut. Die beiden Wichtigsten Isoenzyme sind

 

Merke: Die Kombination von Fluoxetin und Amitriptylin kann tödliche Zwischenfälle (Herzstillstand oder tödliche Tachyarrhythmien) bereits in therapeutischen Dosen verursachen!

 

Merke: Fluoxetin führt auch bis 4-5 Wochen nach dem Absetzen über den aktiven Metaboliten Norfluoxetin zu einer 5-HT-RI!

 

Merke: ebenso hält die MAO-Hemmung nach Absetzen eines irreversiblen MAOH noch 10-14 Tage an!

 

Merke: ein Teil der Bevölkerung ist "poor metabolizer". Diese Patienten und ältere Menschen sind besonders anfällig für Arzneimittelinteraktionen.

 

Merke: Induktoren für Cytochrom-P450-Isoenzyme, und damit für einen schnelleren Abbau von Psychopharmaka (und anderen Substraten) verantwortlich, sind

 

Intoxikationen

Grundlagen der Behandlung: Mehrgleisige Therapie:

 

Vergiftungssyndrome:

Zwei wichtige zentrale Vergiftungssyndrome vorweg:

Im Einzelnen:

 

Literatur

G. Laux (2001): Psychopharmakotherapie. In: H.-J. Möller, G. Laux, A. Deister. Unter Mitarbeit von Hellmuth Braun-Scharm: Psychiatrie und Psychotherapie. 2. vollst. überarb. Und erw. Aufl.. Thieme-Verlag (Duale Reihe), S. 467-501

O. Benkert, H. Hippius (2000): Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. Unter Mitarbeit von I. Anghelescu, E. Davids, G. Gründer, Ch. Lange-Asschenfeld, A. Szegedi, H. Wetzel. 2. überarb. Auflage. Springer-Verlag