Der psychoanalytische Begriff des „Abwehrmechanismus“ wurde geprägt von Anna Freud (1936) und bezeichnet verschiedene Formen, meist unbewusster psychischer Interventionen des „Ich„, durch die unerwünschte Triebenergien im Zusammenhang mit „verbotenen“ Wünschen, Vorstellungen, Phantasien etc. in andere, verträglichere psychische Energieformen transformiert werden. Ziel dieser Interventionen ist die Vermeidung bzw. Neutralisierung unangenehmer Affekte wie (Trieb)-Angst, Schuldgefühle, Ekel, Scham im Zusammenhang mit Konflikten zwischen den Instanzen Es, Ich und Über-Ich.
Die Bandbreite der verschiedenen Abwehrmechanismen ist gross, aber individuell verschieden. Zu den Abwehrmechanismen gehören
- Identifizierung und projektive Identifizierung
- Introjektion
- (Affekt-) Isolation
- Konversion
- Projektion
- Rationalisierung
- Reaktionsbildung
- Regression
- Spaltung
- Sublimation
- Überkompensation
- Ungeschehenmachen
- Verdrängung
- Verkehrung ins Gegenteil
- Verleugnung
- Wendung gegen die eigene Person
Im psychoanalytischen Verständnis ist die Entwicklung spezifischer Abwehrmechanismen an ganz bestimmte Entwicklungsstufen gebunden. Man unterscheidet entsprechend frühe, unreife Formen der Abwehr, etwa Spaltung oder Projektion, und spätere, reife Abwehrmechsnismen, z. B. die Verdrängung. Im Falle psycho-neurotischer Erkrankungen hat die innerseelische Abwehr versagt. Aufgrund der Art der dann sichtbar werdenden Abwehrmechanismen lassen sich nach psychoanalytischer Auffassung Rückschlüsse auf Art, Umfang und Zeitpunkt von Störungen der frühkindlichen Entwicklung ziehen. Entsprechend sind den bestimmten Erkrankungen bestimmte vorherrschende Abwehrmechanismen zugeordnet, z. B.
- Hysterie –> Verdrängung, Konversion
- Zwangsneurose –> Reaktionsbildung, Affekt-Isolierung, Ungeschehenmachen
- Paranoia –> Projektion
- „Frühe Störung“ (Borderline) –> Spaltung, projektive Identifizierung, Leugnung